Andrea Horn

Ein Wiener Mädchen

Andrea stammt aus Wien, bereits als Kind singt sie viel und gerne, ihre Mutter bringt ihr Kinderlieder, Volkslieder und auch Schlager bei. Im Gymnasium ist sie Mitglied im Schulchor, verdient sich ihr erstes Taschengeld bei Aufnahmen im Österreichischen Rundfunk, im Chor und als Solistin. Und weil sie sprachbegabt ist, darf sie auch bei englischen und französischen Schulfunksendungen als Sprecherin mitmachen. Ihre Lieblingsfächer sind logischerweise Englisch, Französisch, Latein und Musik. Beim mündlichen Abi (in Österreich „Matura“) singt sie den Prüfern „Die Forelle“ von Schubert vor. Als eine ihrer Freundinnen heiratet, erklingt in der Wiener Peterskirche das „Ave Maria“ von Gounod.

In der Staatsoper und im Musikverein ist sie Stammgast - auf Stehplatz, der damals 2 ö.S. (österreichische Schillinge) kostet. Begeistert saugt sie klassische Musik in sich auf. Ihre Lieblingskomponisten sind Mozart, Bach, Richard Strauß, Gustav Mahler, später kommen Ravel, Debussy, Strawinsky dazu. Nur die Deutschlehrerin ist sauer, weil sie so selten ins Burgtheater geht, aber sie ist wenigstens ein Bücherwurm. Nach dem Abi studiert sie Englisch und Französisch, später auch Spanisch und nimmt Gesangsunterricht.

Der Sohn ihrer Gesangslehrerin ist Konzertagent im Unterhaltungsgeschäft. Er überredet sie, zur leichten Muse zu wechseln und vermittelt ihr die ersten Soloauftritte unter dem Namen Hedi Prien. Ende der 50er Jahre ist sie als Backgroundsängerin bei den Plattenaufnahmen von Peter Kraus, Ted Herold, Gus Backus dabei und wird Mitglied des Mädchentrios „Die Glorias“. Bei Austrophon singt sie als Solistin und ab1959 erhält sie als Teil des Duos „Honey Twins“ einen Vertrag bei der Polydor. Ihre Partnerin, auch ein Wiener Mädel, ist Trixie Kühn. Die Honey-Twins landen mit „Charly Brown“ auf Anhieb in der Hitparade. Ihre schwungvoll, witzigen Titel „Modell 1910“ und später „Nur ein Küsschen“ kommen derart gut an, dass sie mit dem Orchester Max Greger und den Stars Peter Kraus, Ted Herold, Lolita, Danny Mann u.v.a. auf „Schlagerbummel Tournee“ durch Deutschland und Österreich gehen. Auftritte im Fernsehen schließen sich an, auch in dem Film „Komm mit mein Schatz ans blaue Meer“ dürfen sie trällernd über eine Showtreppe tanzen.

Schaubude 1964

Andrea besingt die 3 Banjos in der aktuellen Schaubude. Moderator war Hermann Rockmann - der Erfinder der Tütennavigation.

Andrea & Wyn

auf Pagensand 1965
auf Pagensand 1965

Am Nikolaustag 1959 lernt sie bei einer Fernsehaufzeichnung im ARD Studio Lokstedt in Hamburg Wyn Hoop kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, täglich telefonieren sie stundenlang miteinander - Hedi wohnt noch in Wien, Wyn in Hamburg - bis Wyn meint: „Es wäre doch billiger, wenn Du nach Deutschland ziehen könntest“. Im August 1960 siedelt sie um und ist begeistert von Hamburg, das sie aus Büchern bestens kennt. Auf die fröhliche Wienerin reagieren die angeblich sturen Norddeutschen sehr freundlich. 1961 heiratet sie ihren Wyn.

Damit gehören die „Honey Twins“ der Vergangenheit an. Hedi Prien wird zu Andrea Horn, singt Solo bei Philips, später bei Ariola. „Yes das ist Kopenhagen“ ist ein schöner Erfolg und beschert ihr viele Fernsehauftritte. Am liebsten würde sie mit Wyn im Duett singen, denn beide lieben Folklore aus aller Welt. Andreas Plattenfirma sagt „Gerne bei uns“, Wyns Firma sagt dasselbe. 1965 ist es endlich so weit. Bei Teldec erscheint die erste Folkloreplatte der beiden unter dem Titel „Zwielicht“ mit Liedern aus Deutschland, Italien, Frankreich und Russland, darunter die beliebten „Brezelchen.

Daraufhin werden sie 1966 für eine große Tournee von Griechenland über Bagdad nach Indien, Japan, den Philippinen und weiter nach Jerusalem und Ägypten engagiert. Das Südwestfunktanzorchester mit ihrem Dirigenten Rolf-Hans Müller, mit dem sie häufig zusammenarbeiten, hat sie dafür vorgeschlagen. Ein unvergessliches und prägendes Erlebnis.

1967 touren sie mit dem Südwestfunktanzorchester durch Mexiko, das Deutsche Fernsehen ist auch dabei. Ein weiteres internationales Highlight sind die Auftritte bei der Weltausstellung in Osaka, zusammen mit den Kessler Zwillingen und Freddy Quinn, begleitet vom Orchester Max Greger und einem Team vom ZDF.

Weitere LPs mit Wyn & Andrea folgen: „Folklore International“, „Zwei und ihre Songs“, „Trommeln, Tänze, Tropennacht“ und „Ich hab dich lieb“ und "Danke Freunde"..

Die Solokarriere geht ebenfalls weiter. Mit der deutschen Version von „Soley Soley“ landet Andrea in der ZDF Hitparade.

Osaka

Weltausstellung 1970

Abschied vom Showbiz

1980 verabschieden sich Wyn & Andrea vom Showbiz und wollen nur noch segeln. Das war schon immer ihr großes Hobby, auf der Alster, der Elbe, auf der Ost- und Nordsee. Als sie sich wieder einmal eine neue Yacht aussuchen, wird diese zufällig in Griechenland gebaut. Was liegt da näher als im Mittelmeer zu segeln? Die griechischen Inseln, 1974 noch ziemlich ursprünglich, und die Türkische Küste ein Paradies, machen die Entscheidung ganz leicht. Die beiden sind sich einig: Die Zeit in der Ägäis ist ihre beste. Dass der Plan, einen Nautischen Reiseführer von diesem Traumrevier zu machen, in einer Vollmondnacht an einem der schönsten Ankerplätze an der Türkischen Küste entsteht, ist wohl kein Zufall.

Und dann beginnt die Karriere des Bücherschreibens und die Arbeit für nautische Zeitschriften wie „Yacht“, „Boote“ und die österreichische „Yachtrevue“. Jede einzelne Bucht wird vermessen und ausgelotet, die Geschichte und die touristischen Details erforscht. Der erste Nautische Reiseführer „Kreuzen zwischen Türkischer Küste und Ostgriechischen Inseln“ - heute heißt er Türkische Küste, Ostgriechische Inseln - ist ein unerwartet großer Erfolg.

Korsika, Nordost Sardinien und die Toskanische Inselwelt“, ebenfalls ein hochinteressantes Revier, beschreiben sie im nächsten Nautischen Reiseführer. Dann folgen der Nordteil der Türkei „Durch die Nordägäis nach Istanbul“ und der Süden „ Türkische Südküste und Zypern“. Weil sie sich gerne in der Türkei aufhält, fängt sie an Türkisch zu lernen.

Auch deutsche Flüsse sind ein faszinierendes Fahrgebiet, und so erarbeiten sie „Nebenflüsse der Elbe“ von Geesthacht bis zur Mündung und die romantische Strecke von Mainz bis Jochenstein in dem Band „Main, Main-Donau-Kanal, Donau“. Um beim Thema Binnen zu bleiben übersetzt sie für Delius & Klasing den Flussführer „Binnengewässer Frankreichs“ von David Edwards May.

Während ihrer Musikzeit haben sie oft im Spaß gesagt: „Hauptberuf Segeln, Nebenberuf Singen“. Das hatte sich nun bewahrheitet. Mit zunehmendem Alter sagt sie zwar dem Segeln Lebewohl, die Nautischen Reiseführer aber werden akribisch auf den aktuellen Stand gebracht; „Korsika“ und „Ostsardinien“ als e-Books veröffentlicht. Musik und Reisen, vor allem in ihre Heimatstadt Wien, genießt sie nach wie vor oft und gerne.

Andrea lebt mit Wyn froh und zufrieden in Hamburg.